Marc
Cuno Amiet: Der Cellospieler (1916)
Das Geburtstagsgeschenk
Er läuft von der Bühne, erschöpft aber zufrieden. Wieder eine erfolgreiche Aufführung des Orchesters. Der Applaus des Publikums ist immer noch zu hören. Er fühlt einige Schweissperlen auf seiner Stirn. Er ist massiv stolz auf seine Mitspieler und besonders auf sich selbst. Gabriel, 29 Jahre alt, professioneller Cellospieler verabschiedet sich von seinem Publikum und verschwindet hinter dem roten Vorhang. Jetzt hat er nur noch einen Gedanken: Nach Hause. Seine Augenlider werden immer schwerer und sie wartet auch auf ihn. Sie wartet immer auf ihn. Nach einer minimalen Feier mit den restlichen Mitgliedern des Orchesters packt er sein geliebtes Cello in seine Hülle und verlässt das Opernhaus Berlin. Er ist nicht fern von seinem Haus, maximal 10 Minuten Weg mit dem Auto. Bei der ersten roten Ampel nimmt er sich Zeit um die letzten Sonnenstrahlen des Tages hinter dem Horizont verschwinden zu sehen.
Zuhause angekommen, er klingelt an die Tür und Lucia, seine Ehefrau macht auf. Sie gibt ihm einen Kuss auf die Wange und nimmt ihm sein Cello ab. Er geht in sein Zimmer und zieht seinen schwarzen Anzug und weisses Hemd ab und wechselt in warme Trainerhosen und ein T-Shirt. Er sinkt erschöpft auf sein Bett und denkt darüber nach, wie er es eigentlich hierhin geschafft hat. Wieviel Glück er hat, seine einzige wahre Leidenschaft als Beruf ausüben und hier mit ihr leben zu können und mit ihr hier leben zu können. So fern von seiner grauen Kindheit.
Er wuchs auf in einer kleinen Wohnung ausserhalb von Berlin. Sein Vater war ein sehr erfolgreicher Dirigent, der auch nicht selten im selben Opernhaus gespielt hatte, wo Gabriel vor knapp 3 Stunden auf die Bühne trat. Seine Mutter war eine Kauffrau, die auch in Berlin arbeitete. Soviel erzählte ihm sein Vater. Gabriel selber kannte sie nicht, da sie bei seiner Geburt wegen Komplikationen verstarb. Wie gerne er jetzt mit ihr sprechen würde. Sein Vater war immer sehr fordernd und nie zufrieden von ihm. Er hatte dauernd Schwierigkeiten die Miete zu zahlen und hatte auch erst vor kurzem seine Nikotinsucht bewältigen können. Trotzdem hatte er ab und zu Zeit, Gabriel bei den Hausaufgaben zu helfen und den Vater zu sein, den sich Gabriel wünschte.
Gabriel bekam auf seinen siebten Geburtstag ein Cello. Das gleiche Cello, das er heute noch besitzt, und neben ihm in seinem Raum steht. Schon in der nächsten Woche schickte sein Vater ihn in den Cellounterricht, welche er jetzt ohne grosse Schwierigkeiten bezahlen konnte, weil er seine finanzielle Lage mittlerweile besser in den Griff bekommen hat. Gabriel lernte schnell, sehr schnell aber trotzdem nicht freiwillig. Im Alter von 10 Jahren war er bereits der beste seiner Klasse. Aber anstatt stolz auf ihn zu sein, pushte ihn sein ehrgeiziger Vater immer mehr. Deshalb verleidete ihm das Cellospiel immer mehr und im Alter von 13 Jahren gab er es definitiv auf. Er hatte ab diesem Zeitpunkt immer mehr Streit mit seinem Vater und konnte sein Verhalten nie richtig nachvollziehen. An einem Vormittag innerhalb vom nächsten Monat klingelten zwei Polizisten an seiner Tür und mussten ihm über einen Autounfall seines Vaters auf dem Weg zur Arbeit erzählen. Gabriel wurde in ein Kinderheim gebracht, weil er jetzt niemand mehr hatte, der auf ihn aufpassen kann. Er wusste nie richtig, wie er auf diesen Tod reagieren sollte. Das Cello blieb jedoch bei ihm.
Sobald er mit der Schule fertig war, startete er eine Lehre als Maurer. Jedoch wurde ihm bald klar, dass dies nicht der richtige Beruf für ihn ist. Langsam fing er wieder mit dem Cellospiel an und entdeckte seine Leidenschaft für das Instrument. Die Leidenschaft, die sein Vater in ihm erwecken und erzwingen wollte, aber nie schaffte. Er begann wieder stundenlang pro Tag zu spielen, aber diesmal freiwillig. Er bewies sein Talent in zahlreichen Theatern und Musicals, wo er auch langsam anfing gutes Geld zu verdienen.
Wie weit er gekommen ist.
Er wünscht Lucia gute Nacht und berührt ihren Bauch. Vor drei Tagen erfuhr er, dass Lucia ein Kind erwartet. Er schläft ein und wacht auf in einem Traum. Sein Sohn ist sechs Jahre alt und heisst Vincent. Seine Frau Lucia hat neue Arbeit gefunden in einem Notariat und arbeitet dort seit drei Jahren. Er ist so glücklich und sehr optimistisch über die Zukunft seiner Familie. Sein Sohn wird bald sieben Jahre alt und Gabriel weiss genau was er seinem kleinen Sohn schenken wird. Allerdings wird er ihn nicht in einen Unterricht schicken, sondern will es ihm selber beibringen und will ihm genug Raum lassen, um das Instrument selber zu entdecken. Und wenn es dem kleinen gefällt, dann muss Gabriel zu Hause nicht mehr alleine spielen.
Zuhause angekommen, er klingelt an die Tür und Lucia, seine Ehefrau macht auf. Sie gibt ihm einen Kuss auf die Wange und nimmt ihm sein Cello ab. Er geht in sein Zimmer und zieht seinen schwarzen Anzug und weisses Hemd ab und wechselt in warme Trainerhosen und ein T-Shirt. Er sinkt erschöpft auf sein Bett und denkt darüber nach, wie er es eigentlich hierhin geschafft hat. Wieviel Glück er hat, seine einzige wahre Leidenschaft als Beruf ausüben und hier mit ihr leben zu können und mit ihr hier leben zu können. So fern von seiner grauen Kindheit.
Er wuchs auf in einer kleinen Wohnung ausserhalb von Berlin. Sein Vater war ein sehr erfolgreicher Dirigent, der auch nicht selten im selben Opernhaus gespielt hatte, wo Gabriel vor knapp 3 Stunden auf die Bühne trat. Seine Mutter war eine Kauffrau, die auch in Berlin arbeitete. Soviel erzählte ihm sein Vater. Gabriel selber kannte sie nicht, da sie bei seiner Geburt wegen Komplikationen verstarb. Wie gerne er jetzt mit ihr sprechen würde. Sein Vater war immer sehr fordernd und nie zufrieden von ihm. Er hatte dauernd Schwierigkeiten die Miete zu zahlen und hatte auch erst vor kurzem seine Nikotinsucht bewältigen können. Trotzdem hatte er ab und zu Zeit, Gabriel bei den Hausaufgaben zu helfen und den Vater zu sein, den sich Gabriel wünschte.
Gabriel bekam auf seinen siebten Geburtstag ein Cello. Das gleiche Cello, das er heute noch besitzt, und neben ihm in seinem Raum steht. Schon in der nächsten Woche schickte sein Vater ihn in den Cellounterricht, welche er jetzt ohne grosse Schwierigkeiten bezahlen konnte, weil er seine finanzielle Lage mittlerweile besser in den Griff bekommen hat. Gabriel lernte schnell, sehr schnell aber trotzdem nicht freiwillig. Im Alter von 10 Jahren war er bereits der beste seiner Klasse. Aber anstatt stolz auf ihn zu sein, pushte ihn sein ehrgeiziger Vater immer mehr. Deshalb verleidete ihm das Cellospiel immer mehr und im Alter von 13 Jahren gab er es definitiv auf. Er hatte ab diesem Zeitpunkt immer mehr Streit mit seinem Vater und konnte sein Verhalten nie richtig nachvollziehen. An einem Vormittag innerhalb vom nächsten Monat klingelten zwei Polizisten an seiner Tür und mussten ihm über einen Autounfall seines Vaters auf dem Weg zur Arbeit erzählen. Gabriel wurde in ein Kinderheim gebracht, weil er jetzt niemand mehr hatte, der auf ihn aufpassen kann. Er wusste nie richtig, wie er auf diesen Tod reagieren sollte. Das Cello blieb jedoch bei ihm.
Sobald er mit der Schule fertig war, startete er eine Lehre als Maurer. Jedoch wurde ihm bald klar, dass dies nicht der richtige Beruf für ihn ist. Langsam fing er wieder mit dem Cellospiel an und entdeckte seine Leidenschaft für das Instrument. Die Leidenschaft, die sein Vater in ihm erwecken und erzwingen wollte, aber nie schaffte. Er begann wieder stundenlang pro Tag zu spielen, aber diesmal freiwillig. Er bewies sein Talent in zahlreichen Theatern und Musicals, wo er auch langsam anfing gutes Geld zu verdienen.
Wie weit er gekommen ist.
Er wünscht Lucia gute Nacht und berührt ihren Bauch. Vor drei Tagen erfuhr er, dass Lucia ein Kind erwartet. Er schläft ein und wacht auf in einem Traum. Sein Sohn ist sechs Jahre alt und heisst Vincent. Seine Frau Lucia hat neue Arbeit gefunden in einem Notariat und arbeitet dort seit drei Jahren. Er ist so glücklich und sehr optimistisch über die Zukunft seiner Familie. Sein Sohn wird bald sieben Jahre alt und Gabriel weiss genau was er seinem kleinen Sohn schenken wird. Allerdings wird er ihn nicht in einen Unterricht schicken, sondern will es ihm selber beibringen und will ihm genug Raum lassen, um das Instrument selber zu entdecken. Und wenn es dem kleinen gefällt, dann muss Gabriel zu Hause nicht mehr alleine spielen.