Laura
Heinrich Füssli: Einsamkeit im Morgenzwielicht (1794/96)
An deiner Seite
«Ich werde immer an deiner Seite bleiben.», würde ich ihm gerne sagen. Jeden Tag machen wir dasselbe: aufwachen, essen, laufen und suchen, eine kleine Pause machen, weiterlaufen, essen und dann schlafen. Abwechslungsreiches gibt es nicht. Jeder Baum, jedes Haus, alles gleich und immer düster. Jeder Tag wird aber schlimmer, gestern habe ich sogar gehört, wie er geweint hat. Trotzdem zeigt er es mir nicht. Für mich zeigt er sich immer stark. Er lächelt jedes Mal, wenn er mir etwas sagt. Komisch. Diese Kreatur wird ich nie verstehen, aber er hilft mir, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Früher gab es mehrere von ihnen, doch eines Tages wachte ich auf ohne meinen alten Herrchen auf und er, welchen ich Lilo taufte, fand mich. Seitdem folge ich ihn. Ich glaube, er sucht etwas, vielleicht hat er auch ein Herrchen, den er sehr vermisst, ich weiss es nicht. Ich kann ihn auch nicht fragen. Bei mir kommt nur ein Bellen heraus, aber ich versuche Lilo zu zeigen, dass es mir gut geht. Ich würde mich besser fühlen, wenn er sich besser fühlen würde. Vielleicht fühlt er sich auch so, also versuche ich es.
Heute war nichts Besonderes. Wir gingen ein Stückchen weiter, aber nicht mehr als sonst. Wir beide liegen auf einem grossen grauen Feld, welches sehr weich ist. Ich habe schon lang nicht mehr diese Felder gesehen. Ich würde ewig hier liegen bleiben können, doch Lilo steht auf und hebt etwas auf. Sie ist rund und ziemlich klein. Plötzlich kommt Lilo zurück zu mir und zeigt es. «Ich glaube, du konntest für schon eine lange Zeit nicht mehr ein Hund sein, also komm und spiel mit mir.»
Was hat er gesagt? Egal. Was wichtig ist, ist, was er gerade macht. Er lehnt sich zurück und … lasst das runde Ding los? Stimmt! Wir hatten auch so etwas zu Hause. Ich renn möglichst schnell zu dem Ding, nehme es in meinen Mund und bringe es zu Lilo. Das ist zumindest der Plan. Beim ersten Schritt Richtung Lilo höre ich einen Schrei. Starke Schmerzen, das ist alles, was ich fühle.
Dunkel.
Und so einsam.
Meine Augenlider fühlen sich so schwer an und mir ist kalt. Zu kalt. Ich vermisse Lilo. Also öffne ich meine Augen und sehe eine Reflexion. Warte Mal. Bin das etwa ich? Ich hebe mein vorderes Bein und er, den ich vor mir habe, macht das gleiche. Ich bin der Einzige im Bild. Nur ich. Allein. Aber ich kann mich nicht wiedererkennen. Mein Fell ist klebrig und hat eine neue Farbe an welches ich mich nicht erinnern kann. Blut? Was ist passiert? Ich bin das Ding holen gegangen und dann hörte ich etwas. Etwas sehr Lautes. Meine Ohren schmerzen immer noch, doch das ist nicht das Einzige, was neu ist: eine offene Wunde. Mir ist es ein Rätsel. Lilo ist in der Ecke dieses Raumes. Ich erkenne es nicht. Fragend schaue ich zu Lilo, doch er hat auch diese Farbe auf ihn. Diese Farbe, welches mein Fell färbt, welches die Rosen trugen in unserem alten Garten. Er sieht ziemlich erschlagen aus. Die Haut unter seinen Augen ist geschwollen. Hat er geweint? Ich laufe zu ihm mit einem Hinken, das ich vorher nicht hatte. Jeder Schritt wird aber immer und immer schwerer. Die Energie wird mir aus meinem Körper gesogen. Vorsichtig setz ich mich in seinen Schoss und versuche ihn zu trösten, aber es sieht so aus, als hat das nichts Gutes bewirkt. Weitere Tränen fallen aus seinen glänzenden Augen und ich kann mich selbst wieder einmal betrachten, doch irgendwie kann ich mich nicht mehr darauf konzentrieren. Das Einzige, was mir auffällt, ist die Leere in seinen Augen, als würde man ewig darin fallen und nie wieder rauskommen. Ich bin müde und will nur schlafen. Mit all meiner Kraft versuche ich meine Augenglieder offen zu behalten, so lange wie ich noch kann. Es geht nicht. Mit jeder Sekunde werden sie schwerer und schwerer und dann sehe ich nichts.
Dunkelheit.
Mir ist kalt.
Einsam.
So einsam.
«Ich werde immer an deiner Seite bleiben».
Ein leises Flüstern höre ich noch zum letzten Mal, dann spüre ich wärme.
Wärme von Lilos Armen.
Wer ist Lilo?
Egal.
Jemand soll mir helfen.
Es ist zu kalt und die Arme werden stärker um mich gewickelt.
Und dann fiel ich.
Ich fiel in die ewige Leere seiner Seele.
Heute war nichts Besonderes. Wir gingen ein Stückchen weiter, aber nicht mehr als sonst. Wir beide liegen auf einem grossen grauen Feld, welches sehr weich ist. Ich habe schon lang nicht mehr diese Felder gesehen. Ich würde ewig hier liegen bleiben können, doch Lilo steht auf und hebt etwas auf. Sie ist rund und ziemlich klein. Plötzlich kommt Lilo zurück zu mir und zeigt es. «Ich glaube, du konntest für schon eine lange Zeit nicht mehr ein Hund sein, also komm und spiel mit mir.»
Was hat er gesagt? Egal. Was wichtig ist, ist, was er gerade macht. Er lehnt sich zurück und … lasst das runde Ding los? Stimmt! Wir hatten auch so etwas zu Hause. Ich renn möglichst schnell zu dem Ding, nehme es in meinen Mund und bringe es zu Lilo. Das ist zumindest der Plan. Beim ersten Schritt Richtung Lilo höre ich einen Schrei. Starke Schmerzen, das ist alles, was ich fühle.
Dunkel.
Und so einsam.
Meine Augenlider fühlen sich so schwer an und mir ist kalt. Zu kalt. Ich vermisse Lilo. Also öffne ich meine Augen und sehe eine Reflexion. Warte Mal. Bin das etwa ich? Ich hebe mein vorderes Bein und er, den ich vor mir habe, macht das gleiche. Ich bin der Einzige im Bild. Nur ich. Allein. Aber ich kann mich nicht wiedererkennen. Mein Fell ist klebrig und hat eine neue Farbe an welches ich mich nicht erinnern kann. Blut? Was ist passiert? Ich bin das Ding holen gegangen und dann hörte ich etwas. Etwas sehr Lautes. Meine Ohren schmerzen immer noch, doch das ist nicht das Einzige, was neu ist: eine offene Wunde. Mir ist es ein Rätsel. Lilo ist in der Ecke dieses Raumes. Ich erkenne es nicht. Fragend schaue ich zu Lilo, doch er hat auch diese Farbe auf ihn. Diese Farbe, welches mein Fell färbt, welches die Rosen trugen in unserem alten Garten. Er sieht ziemlich erschlagen aus. Die Haut unter seinen Augen ist geschwollen. Hat er geweint? Ich laufe zu ihm mit einem Hinken, das ich vorher nicht hatte. Jeder Schritt wird aber immer und immer schwerer. Die Energie wird mir aus meinem Körper gesogen. Vorsichtig setz ich mich in seinen Schoss und versuche ihn zu trösten, aber es sieht so aus, als hat das nichts Gutes bewirkt. Weitere Tränen fallen aus seinen glänzenden Augen und ich kann mich selbst wieder einmal betrachten, doch irgendwie kann ich mich nicht mehr darauf konzentrieren. Das Einzige, was mir auffällt, ist die Leere in seinen Augen, als würde man ewig darin fallen und nie wieder rauskommen. Ich bin müde und will nur schlafen. Mit all meiner Kraft versuche ich meine Augenglieder offen zu behalten, so lange wie ich noch kann. Es geht nicht. Mit jeder Sekunde werden sie schwerer und schwerer und dann sehe ich nichts.
Dunkelheit.
Mir ist kalt.
Einsam.
So einsam.
«Ich werde immer an deiner Seite bleiben».
Ein leises Flüstern höre ich noch zum letzten Mal, dann spüre ich wärme.
Wärme von Lilos Armen.
Wer ist Lilo?
Egal.
Jemand soll mir helfen.
Es ist zu kalt und die Arme werden stärker um mich gewickelt.
Und dann fiel ich.
Ich fiel in die ewige Leere seiner Seele.