Andrin
Alberto Giacometti: Grade Tête de Diego (1954)
«Kopf hoch, Blick gerade und still halten», wird mir gesagt. Mitten in einem wilden Durcheinander, voller Bilderrahmen, Skizzen und anderem Künstlerzeugs sitze ich reglos, mit Blick nach vorne und den Kopf nach oben auf einem alten, bequemen Holzsessel. Wieder einmal muss ich meinem Bruder, der hinter all dem Durcheinander meinen Kopf nachformt, Model stehen. Einfach da zu sitzen und nichts zu tun ist anstrengender als man denkt. Denn langsam sinkt meine Körperspannung und ich werde müder und müder. Mein Körper wird leichter und meine Augen fallen zu. Es fühlt sich an auf Watte zu sitzen. Und irgendwoher kenne ich dieses Gefühl.
Ich finde mich mitten auf einer Wiese wieder. Einer schönen Wiese. Um mich herum blüht es. Nun wird mir bewusst, woher ich dieses Gefühl kannte. Ich blicke mich um. Nun erkenne ich auch den Ort. Wie lange war ich schon nicht mehr hier. Ich bleibe noch ein wenig an diesen schönen Fleck Erde in der Wiese liegen und beobachte die Wolken. «Schön sind sie, die Wolken», denke ich mir. Nachdem sich die letzte Wolke in Luft aufgelöst hat, mache ich mich auf durch das blühende Meer voller Grillen, die zirpen und Vögel, die Singen. Doch diese idyllischen Geräusche werden durch regelmäßige Schläge auf etwas hartes unterbrochen. Hinter ein paar Bäumen versteckt liegt unser Maiensäß. Ich weiß genau, woher dieser Lärm kommt. Und der Blick durch die Werkstatttür bestätigt meine Vermutung. Alberto mein großer Bruder hat vor ein paar Monaten angefangen seine ersten Skulpturen zu schaffen und hat seither nichts anderes im Kopf als seine dämlichen Statuen zu erschaffen. Ich muss schon sagen eigentlich sehen sie verdammt gut aus diese Steinmännchen, jedoch hat er keine Zeit mehr, um mit mir zu spielen. Er ist gerade dabei die Nase zu formen. Er hebt kurz den Kopf, zwinkert mir zu und ist sofort wieder mit der Skulptur beschäftigt. Vielleicht kann ich das ja eines Tages auch mal. Ich merke, aber er ist nicht von seiner Arbeit zu trennen und da höre ich auch schon meine Mutter rufen: «Kinder essen ist fertig.» Ich gehe schnurstracks in das Haus und setze mich an den Tisch. Ein schöner Tisch. Ich glaube Vater hat ihn selbst gemacht. Ein warmes Essen ist gerade das, was ich gebraucht habe. Langsam füllen sich die Plätze am Tisch. Nachdem meine Brüder hungrig platznahmen, sogar Alberto, stand auch mein Vater unter der Türschwelle und betritt das Zimmer. Meine Mutter füllt unsere Schalen mit Suppe. Ich sitze da, die Dampfende Suppe vor mir und ich bin zufrieden und glücklich. Ich hatte selten Momente, in denen ich so zufrieden war. Ich nehme den Löffel, fülle ihn mit Suppe und führe ihn zu Mund.
«Diego», hallt es durch die Betonwände, «Blick nach vorne.» Ich nehme sofort wieder Haltung ein. Ich weiß nicht, wie lange ich in dieser zusammengefallenen Position war, aber ich bin wieder zurück in hier und jetzt. Schon lange nicht mehr habe ich mich so wohl gefühlt wie gerade jetzt. Wo war ich? Ich versuche krampfhaft herauszufinden, was sich in den letzten Augenblicken in meinem Kopf abgespielt hat. Jedoch habe ich nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn Alberto präsentiert mir stolz sein Endprodukt. Ich werde wohl nie mehr erfahren welche Geschichte diese Gefühle in mir ausgelöst hat. Was mir bleibt ist der Geruch von Suppe und ein Bild von einem Löffel, mit Suppe gefüllt.
Ich finde mich mitten auf einer Wiese wieder. Einer schönen Wiese. Um mich herum blüht es. Nun wird mir bewusst, woher ich dieses Gefühl kannte. Ich blicke mich um. Nun erkenne ich auch den Ort. Wie lange war ich schon nicht mehr hier. Ich bleibe noch ein wenig an diesen schönen Fleck Erde in der Wiese liegen und beobachte die Wolken. «Schön sind sie, die Wolken», denke ich mir. Nachdem sich die letzte Wolke in Luft aufgelöst hat, mache ich mich auf durch das blühende Meer voller Grillen, die zirpen und Vögel, die Singen. Doch diese idyllischen Geräusche werden durch regelmäßige Schläge auf etwas hartes unterbrochen. Hinter ein paar Bäumen versteckt liegt unser Maiensäß. Ich weiß genau, woher dieser Lärm kommt. Und der Blick durch die Werkstatttür bestätigt meine Vermutung. Alberto mein großer Bruder hat vor ein paar Monaten angefangen seine ersten Skulpturen zu schaffen und hat seither nichts anderes im Kopf als seine dämlichen Statuen zu erschaffen. Ich muss schon sagen eigentlich sehen sie verdammt gut aus diese Steinmännchen, jedoch hat er keine Zeit mehr, um mit mir zu spielen. Er ist gerade dabei die Nase zu formen. Er hebt kurz den Kopf, zwinkert mir zu und ist sofort wieder mit der Skulptur beschäftigt. Vielleicht kann ich das ja eines Tages auch mal. Ich merke, aber er ist nicht von seiner Arbeit zu trennen und da höre ich auch schon meine Mutter rufen: «Kinder essen ist fertig.» Ich gehe schnurstracks in das Haus und setze mich an den Tisch. Ein schöner Tisch. Ich glaube Vater hat ihn selbst gemacht. Ein warmes Essen ist gerade das, was ich gebraucht habe. Langsam füllen sich die Plätze am Tisch. Nachdem meine Brüder hungrig platznahmen, sogar Alberto, stand auch mein Vater unter der Türschwelle und betritt das Zimmer. Meine Mutter füllt unsere Schalen mit Suppe. Ich sitze da, die Dampfende Suppe vor mir und ich bin zufrieden und glücklich. Ich hatte selten Momente, in denen ich so zufrieden war. Ich nehme den Löffel, fülle ihn mit Suppe und führe ihn zu Mund.
«Diego», hallt es durch die Betonwände, «Blick nach vorne.» Ich nehme sofort wieder Haltung ein. Ich weiß nicht, wie lange ich in dieser zusammengefallenen Position war, aber ich bin wieder zurück in hier und jetzt. Schon lange nicht mehr habe ich mich so wohl gefühlt wie gerade jetzt. Wo war ich? Ich versuche krampfhaft herauszufinden, was sich in den letzten Augenblicken in meinem Kopf abgespielt hat. Jedoch habe ich nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn Alberto präsentiert mir stolz sein Endprodukt. Ich werde wohl nie mehr erfahren welche Geschichte diese Gefühle in mir ausgelöst hat. Was mir bleibt ist der Geruch von Suppe und ein Bild von einem Löffel, mit Suppe gefüllt.