Angela
Samuel Hofmann: Le Philosophe (~1595)
Der Himmel
Wolken überziehen den Himmel und kalter Wind braust auf. Man kann die Regenwand schon sehen und die nassen Blätter und Tannen riechen. Der Sturm naht. Die Fensterläden werden geschlossen und die Türen verriegelt. Er bleibt stehen, mitten auf der Strasse und schaut nach oben. Er kann schon die ersten Tropfen spüren, doch es ist ihm egal. Es wäre nicht die erste Kälteschauer, die ihn überschütten würde. Es herrscht keine Eile, seine Fensterläden mussten nicht geschlossen werden, das waren sie schon lange. Wie auch die Vorhänge. Alles war weg. Auch die Terrasse war leer. Er vermochte es nicht die Stühle ansehen. Sie hatte sie nach Hause gebracht. Immer zu hat er das Bild vor sich, wie sie in dem Sessel mit dem roten Bezug sass, mit ihrem Lieblingsbuch in der Hand und einem Lächeln im Gesicht. Er zog die Brauen zusammen und verbannte das Bild aus seinem Kopf. In der Küche stellt er die Tüten ab. Einräumen kann er sie auch später noch. Er bewegt sich ins Büro. An der Wand hängt ein Brett. Es ist voller Fotos, Postkarten und Notizen. Ihren Notizen. Er hatte es nicht gewagt sie abzunehmen. Eine Karte von Mexico hängt dort. Sie wollte immer dahin. Seit die Petra von ihren Ferien dort erzählt hatte. Geprahlt hat die, und wie. Sie hat sich immer aufgeregt und die Petra verflucht. Es würde auch reichen wenn sie’s einmal erwähnt, hatte sie ausgerufen. Ja, sie war durch und durch
temperamentvoll, aber hübsch, bildhübsch. Was wünschte er sich nur sie wäre hier, doch sie musste gehen. „Weine nicht, wenn ich gehe“, hatte sie gesagt. Mit Tränen in den Augen, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Als sie im Sterbebett lag, mit dem Kind in ihrem Bauch. Er setzte sich auf den Stuhl, er hatte ihn seit sie hier eingezogen sind. Er mag ihn, zu oft sass er da, vielleicht auch in der Vergangenheit. Er macht sich viele Vorwürfe, er hätte mehr arbeiten sollen, um die Medikamente zahlen zu können. Doch dann hätte er sie noch weniger gesehen und noch weniger Zeit mit ihr verbracht. Er vermisst sie, sie und ihre muntere Art. Sie hatte immer einen Weg gefunden ihn zum Lachen zu bringen. Alle sagten ihm, er solle weiterleben, seine letzten Jahre noch geniessen. So hätte sie es auch gewollt. Vielleicht haben sie ja recht. Aber wie sollte er. Zu viele Dinge erinnern ihn an sie. Jeden Tag kommen die Erinnerungen hoch und sie machen ihn fertig. Es ist wie ein Film, der sich in seinem Inneren immer und immer wieder abspielt. Er will ihn nicht mehr sehen, aber während der Erinnerungen, wird sein Herz warm und es fühlt sich an als wäre sie wieder da. Doch dann holt es ihn in die Gegenwart zurück und sie verschwand wieder. Sie ist tot. Jeden Tag sagt er sich das. Jeden Morgen, wenn er aufwacht und das Bett neben ihm leer ist. Sie hatte immer vom Leben nach dem Tod geredet. Er ist nicht gläubig. Er glaubt an nichts. Oder schon. An ihrem Todestag, damals hatte er gebetet. Er ging sogar in die Kirche, doch es hatte nichts gebracht. Vermutlich war es besser so. Sie litt unter der Krankheit und hatte schmerzen. Es tat weh, ihr zuzusehen wie sie litt, und man nichts tun konnte, um ihr zu helfen. In den letzten Jahre wurde auch er immer schwächer. Fünf Jahre war es nun her. Er will nur noch zu ihr. Er sieht zum Brett und eine weitere Erinnerungen überrollt ihn, er sass auf dem Stuhl und sie hatte ihr Hände auf seinen Schultern, sie erzählt von einer Bekannten, die sich umgebracht hatte, um zu ihrem verstorbenen Mann zu kommen. In den Himmel ging sie. Der Himmel. Glaubte sie an den Himmel. Ist sie dort, und wartet auf ihn? Er überlegt und sein Herz wird warm beim Gedanke, sie wiederzusehen. Was, wenn es ihn wirklich gibt? Den Himmel. Er weiss es nicht, doch es ist der einzige Gedanke, den er festhält, als er am Abend ins Bett geht, und am nächsten Morgen nicht mehr aufwacht.
temperamentvoll, aber hübsch, bildhübsch. Was wünschte er sich nur sie wäre hier, doch sie musste gehen. „Weine nicht, wenn ich gehe“, hatte sie gesagt. Mit Tränen in den Augen, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Als sie im Sterbebett lag, mit dem Kind in ihrem Bauch. Er setzte sich auf den Stuhl, er hatte ihn seit sie hier eingezogen sind. Er mag ihn, zu oft sass er da, vielleicht auch in der Vergangenheit. Er macht sich viele Vorwürfe, er hätte mehr arbeiten sollen, um die Medikamente zahlen zu können. Doch dann hätte er sie noch weniger gesehen und noch weniger Zeit mit ihr verbracht. Er vermisst sie, sie und ihre muntere Art. Sie hatte immer einen Weg gefunden ihn zum Lachen zu bringen. Alle sagten ihm, er solle weiterleben, seine letzten Jahre noch geniessen. So hätte sie es auch gewollt. Vielleicht haben sie ja recht. Aber wie sollte er. Zu viele Dinge erinnern ihn an sie. Jeden Tag kommen die Erinnerungen hoch und sie machen ihn fertig. Es ist wie ein Film, der sich in seinem Inneren immer und immer wieder abspielt. Er will ihn nicht mehr sehen, aber während der Erinnerungen, wird sein Herz warm und es fühlt sich an als wäre sie wieder da. Doch dann holt es ihn in die Gegenwart zurück und sie verschwand wieder. Sie ist tot. Jeden Tag sagt er sich das. Jeden Morgen, wenn er aufwacht und das Bett neben ihm leer ist. Sie hatte immer vom Leben nach dem Tod geredet. Er ist nicht gläubig. Er glaubt an nichts. Oder schon. An ihrem Todestag, damals hatte er gebetet. Er ging sogar in die Kirche, doch es hatte nichts gebracht. Vermutlich war es besser so. Sie litt unter der Krankheit und hatte schmerzen. Es tat weh, ihr zuzusehen wie sie litt, und man nichts tun konnte, um ihr zu helfen. In den letzten Jahre wurde auch er immer schwächer. Fünf Jahre war es nun her. Er will nur noch zu ihr. Er sieht zum Brett und eine weitere Erinnerungen überrollt ihn, er sass auf dem Stuhl und sie hatte ihr Hände auf seinen Schultern, sie erzählt von einer Bekannten, die sich umgebracht hatte, um zu ihrem verstorbenen Mann zu kommen. In den Himmel ging sie. Der Himmel. Glaubte sie an den Himmel. Ist sie dort, und wartet auf ihn? Er überlegt und sein Herz wird warm beim Gedanke, sie wiederzusehen. Was, wenn es ihn wirklich gibt? Den Himmel. Er weiss es nicht, doch es ist der einzige Gedanke, den er festhält, als er am Abend ins Bett geht, und am nächsten Morgen nicht mehr aufwacht.