Leon
Eugène Delacroix: Marchand d'oranges au Maroc (1852/53)
„Bitte bitte, kaufen sie ein paar“, sage ich zu der vorbeigehenden Frau. Aber sie ignoriert mich. Nichts Besonderes, verkaufen tu ich nie viel, obwohl meine Orangen vorzüglich sind. Ich schnappe mir eine Frucht, die eben weggerollt ist und wasche sie im lauwarmen Brunnen ab. Es hat nur wenige Leute um diese heiße Tageszeit hat, ist es sehr still und dem Zwitschern der Vögel kann man so besonders gut lauschen. Aber leider kann ich so auch nur sehr wenig verkaufen, denn von den wenigen Leuten, die es hat, bleiben wie eben nur die allerwenigsten bei meinem provisorischen Orangenstand stehen. Mich persönlich würde es auch nicht stören, wenn ich die Orangen einfach nach Hause nehmen würde, um sie selbst zu essen. Aber meine Familie kann die Dinger auf die Dauer nicht mehr sehen, also bleibe ich hier, um noch ein wenig Geld zu verdienen. An diesem Tag habe ich circa 40 marokkanische Dirham verdient, was etwa 4 Euro entspricht. Ich packe mir noch zwei drei Orangen ein, den Rest verschenke ich an die spielenden Kinder, da die Kinder furchtbar hungrig aussehen und an Orangenmangel leiden wir sowieso nicht. Danach mache mich auf.
Immer wenn ich nach Hause komme, kommen die Sorgen zurück, unsere Hütte aus Stahlblechen und Holz, die nicht das perfekte Zuhause für unsere 2 Kinder ist und das fehlende Geld, unteranderem auch für die Schule für die Kinder. Jahrelang geht das so, meist knapp bei Kasse und manchmal können unsere Kinder ein Jahr lang in die Schule gehen, aber dann auch mal wieder ein Jahr lang nicht.
Im Frühling, an einem Tag wo die Sonne hoch am Himmel steht, und der Duft von den blühenden Orangenbäumen umherweht und die Bienen summend umherschwirren, bin ich auf dem Weg zu meinen Obstbäumen, als mir ein fremder Mann entgegenkommt. Er war nicht von hier, ich habe ihn noch nie gesehen. Er hat eine hellere Hautfarbe und trägt ziemlich viele teuer aussehende Accessoires, Ohrringe mit Perlen, Ringe mit tiefblauem Saphir und noch viele weitere, wie goldene Armreifen. Er sagt, dass er mich gestern gesehen habe, als ich Orangen verkauft hatte. Ich frage, was er jetzt von mir wolle. Schnell fügt er noch hinzu, dass er Künstler sei und er seit gestern, als er mich gesehen habe mich porträtieren wolle, aber dann als er zurückkam sei ich schon weg gewesen. Genervt erwidere ich, dass ich besseres zu tun habe, als mich von einem wildfremden Kerl abzeichnen zu lassen. Natürlich gäbe er mir auch eine Bezahlung, erklärt er mir. Da ich das Geld dringend brauche, gebe ich schließlich nach und sage dem Mann, dass er mir zu dem Marktplatz folgen solle, wo ich täglich bin.
Mehrere Minuten lang erklärt er mir, wie ich genau posieren soll. Zu dem Gesichtsausdruck sagt er nur, dass ich so blicken soll wie immer. Also schaue ich zu ihm, wie ich hier immer schaue, gelassen. Denn dieser Ort hier, mit den freundlichen Leuten und der entspannten Atmosphäre ist der einzige Ort, an dem ich meine Sorgen richtig vergessen kann.
Er porträtiert mich überraschend schnell, wie ich finde. Für das Bild hat er nur gut eineinhalb Stunden gebraucht, ich habe mich auf einer viel längere Zeit eingestellt. Als er mir das Bild zeigt, bin ich ein bisschen überrascht, denn er hat viele Farben zum Beispiel Braun zu Gelb umgewandelt. So wirkt das Bild fröhlicher, lebendiger. Und auch die Berge im Hintergrund gibt es ja gar nicht, dort ist eigentlich ein lichter Arganwald. Meine Kleider, schmutzige braune Tücher, hat er in gelb und orange gemalt. Hintergangen fühle ich mich, und schlecht. Bin ich so, wie ich wirklich bin nicht gut genug für das Bild? Ich will gerade protestieren, als er mir 2000 marokkanische Dirham (200 Euro) in die Hand drückte und von dannen zieht.
Circa einen Monat später, erfahre ich von einem Nachbarn, der ein altes, gefundenes Handy besitzt, dass das Bild von mir von dem Künstler, der anscheinend Delacroix heißt, mehrere zehntausend Euro wert ist.
Immer wenn ich nach Hause komme, kommen die Sorgen zurück, unsere Hütte aus Stahlblechen und Holz, die nicht das perfekte Zuhause für unsere 2 Kinder ist und das fehlende Geld, unteranderem auch für die Schule für die Kinder. Jahrelang geht das so, meist knapp bei Kasse und manchmal können unsere Kinder ein Jahr lang in die Schule gehen, aber dann auch mal wieder ein Jahr lang nicht.
Im Frühling, an einem Tag wo die Sonne hoch am Himmel steht, und der Duft von den blühenden Orangenbäumen umherweht und die Bienen summend umherschwirren, bin ich auf dem Weg zu meinen Obstbäumen, als mir ein fremder Mann entgegenkommt. Er war nicht von hier, ich habe ihn noch nie gesehen. Er hat eine hellere Hautfarbe und trägt ziemlich viele teuer aussehende Accessoires, Ohrringe mit Perlen, Ringe mit tiefblauem Saphir und noch viele weitere, wie goldene Armreifen. Er sagt, dass er mich gestern gesehen habe, als ich Orangen verkauft hatte. Ich frage, was er jetzt von mir wolle. Schnell fügt er noch hinzu, dass er Künstler sei und er seit gestern, als er mich gesehen habe mich porträtieren wolle, aber dann als er zurückkam sei ich schon weg gewesen. Genervt erwidere ich, dass ich besseres zu tun habe, als mich von einem wildfremden Kerl abzeichnen zu lassen. Natürlich gäbe er mir auch eine Bezahlung, erklärt er mir. Da ich das Geld dringend brauche, gebe ich schließlich nach und sage dem Mann, dass er mir zu dem Marktplatz folgen solle, wo ich täglich bin.
Mehrere Minuten lang erklärt er mir, wie ich genau posieren soll. Zu dem Gesichtsausdruck sagt er nur, dass ich so blicken soll wie immer. Also schaue ich zu ihm, wie ich hier immer schaue, gelassen. Denn dieser Ort hier, mit den freundlichen Leuten und der entspannten Atmosphäre ist der einzige Ort, an dem ich meine Sorgen richtig vergessen kann.
Er porträtiert mich überraschend schnell, wie ich finde. Für das Bild hat er nur gut eineinhalb Stunden gebraucht, ich habe mich auf einer viel längere Zeit eingestellt. Als er mir das Bild zeigt, bin ich ein bisschen überrascht, denn er hat viele Farben zum Beispiel Braun zu Gelb umgewandelt. So wirkt das Bild fröhlicher, lebendiger. Und auch die Berge im Hintergrund gibt es ja gar nicht, dort ist eigentlich ein lichter Arganwald. Meine Kleider, schmutzige braune Tücher, hat er in gelb und orange gemalt. Hintergangen fühle ich mich, und schlecht. Bin ich so, wie ich wirklich bin nicht gut genug für das Bild? Ich will gerade protestieren, als er mir 2000 marokkanische Dirham (200 Euro) in die Hand drückte und von dannen zieht.
Circa einen Monat später, erfahre ich von einem Nachbarn, der ein altes, gefundenes Handy besitzt, dass das Bild von mir von dem Künstler, der anscheinend Delacroix heißt, mehrere zehntausend Euro wert ist.