Baian
Claude Lorrain: Pastorale mit Triumphbogen des Konstantin (1648)
Heimweh
Erneut sitze ich hier. Ich kann nicht anders. Ich fühle mich zu diesem Ort hingezogen. Jeden Abend komme ich hierhin, beobachte den Sonnenuntergang, sehe den Leuten zu, die durchlaufen, geniesse die frische Luft, vergnüge mich am Anblick der Natur und verfalle der angenehmen Ruhe. Ich werde nächste Woche verreisen müssen. Mir fällt es schwer. Wie soll ich meine Kräfte sammeln, zu meiner Ruhe kommen, wenn ich nicht mehr hier sein kann? Darüber zerbreche ich mir schon seit Tagen den Kopf. Zeit habe ich kaum noch. Heute kam mein Lehrer zu mir und schlug vor, ich könne doch meine geliebte Aussicht auf meiner Leinwand verewigen und dann mitnehmen.
Nun, wie gesagt sitze ich hier und überlege, wo ich anfangen soll. Soll ich mit dem Teich, der die Umgebung glasklar spiegelt, anfangen? Vielleicht lieber mit den Bäumen, die mich umzäunen? Oder mit der Wiese, die die Hirten mit ihren Schafen und Kühen durchqueren? Oder doch besser mit dem blauen Himmel, der wegen dem Sonnenuntergang, leicht rötlich verfärbt zu sein scheint?
Ich will es perfekt haben. Am Ende soll ich im fernen Land darauf schauen können und alle Gefühle, die ich mit dieser elysischen Landschaft verbinde, sollen mir auf natürliche Weise aufkommen. Ich werde ins Schwedische Reich versetzt, um dort meine Ausbildung zu beenden. Das heisst, ich werde 3 volle Jahre dort sein, ohne hierher zurückkehren zu können. Nächste Woche muss ich auch schon los. Es ist bereits jetzt ein unerträgliches Leid, wenn ich nur daran denken muss, mich von meiner Heimat, meinem Zuhause, trennen zu müssen.
Ich fange mit den beiden jungen Männern an, die auf dem abgefallenen Baumstamm sitzen. Der Eine zeichnet konzentriert die Landschaft auf. Ob er auch bald gehen muss? Wer weiss, möglicherweise bin ich auch auf seiner Zeichnung, so wie er auf meiner. Der andere schaut ihm gebannt zu. Er scheint fasziniert von der Schönheit der Kunst zu sein. Ich habe gesehen, wie sich der Zuschauer leise an den gegenüber sitzenden Künstler herangeschlichen hat. Für mich sah es so aus, als hätte er ihn umbringen wollen, denn auf seinem Weg hielt er die Spitze der Lanze in Richtung Körper des in seine Zeichnung vertieften Mannes. Er war so vertieft, dass er die Schritte des anderen gar nicht bemerkte. Der sich annähernde Mann blieb jedoch beim Anblick der Zeichnung stehen, kniete sich leise hin und beobachtete das Vorgehen des Künstlers. Naja, wie es scheint, kann Kunst Leben retten ...
Ich entschied mich, den Zuschauer in roter Kleidung darzustellen, wegen dem roten Blut, das an seinen Händen hätte kleben können, hätte er seinen Plan zu Ende geführt. Für den konzentrierten Zeichner wählte ich schwarz. Er wäre beinahe erstochen worden, was zu Trauer geführt hätte. Sein Schal ist rot, das gleiche rot wie die Kleidung des Angreifers, als wäre es sein Schal.
Als Nächstes fing ich an, den Teich zu schraffieren. Für mich war der Teich, das schönste vom Ganzen. Es war mir wichtig ihn leicht hervorzuheben. Nicht zu offensichtlich.
Um den Teich zu vervollständigen, begann ich mit den Hirten, ihren Schafen und Kühen. Diese spiegelte mein Teich wieder. Bei genauem Hinsehen sah ich eine Frau, die auf einem Felsen sass, vermutlich pflückte sie Kräuter. Was viele nicht wissen, die Wiese hier hat viele Heilkräuter, was vor allem ältere Damen anzog.
Der Hirt hatte heute zum ersten Mal seine jüngste Tochter dabei, das Mädchen im blauen Kleid. Mir kam es so vor, als würde sie zum ersten Mal auf einem Pferd reiten. Alle paar Meter musste ihr Vater ihr aufhelfen, weil sie kurz davor war runterzufallen. Seine ältere Tochter habe ich schon abgebildet. Sie läuft mit den Tieren im Teich durch. Ich bekomme direkt Lust aufzuhören und im Wasser durchzulaufen. Zu dieser Zeit hat es nämlich die beste Temperatur. Wegen der Sonne ist es nicht zu heiss, aber auch nicht kalt. Einfach perfekt. Jeden Abend, bevor ich nachhause ging, lief ich da durch. Es ist ein wiederbelebendes Gefühl. Ich fühle dann mich vom Teich behütet. Ich wurde wieder traurig. Dieses schmerzende Gefühl der Sehnsucht wird mich noch umbringen. Ob es dort auch einen Teich hat, der genauso perfekt ist? Ich versuchte die junge Dame so gut wie möglich in die Mitte meines Werkes abzubilden, um immer zuerst auf sie zu blicken und so dieses unvergleichliche Gefühl, im makellosen Gewässer zu laufen, in mir aufzuwecken.
Ich schüttle meine Gedanken ab und mache weiter. Die Versatzstücke römisch-antiker Architektur bewundere ich gerne von Weitem. Aus der Nähe kriegt man nicht den vollen Blick auf solche Meisterwerke. Ich rede aus Erfahrung, denn ich war mal dort drinnen. Es ist kalt, verlassen, anders als von Weitem, auch nicht einladend.
Grob skizzierte ich auch das Dorf vorne, indem ich selbst lebe. Dahinter hat man einen traumhaften Blick auf das Meer.
Bedeutsam war für mich die Sonne, die man nicht direkt sehen sollte, von der man aber weiss, dass sie noch scheint. Das stimmungsvolle Licht der sich ankündigenden Dämmerung soll das gesamte Geschehen in eine gelöste Ruhe versetzen. Die Ruhe, die ich spüre, wenn ich mich hier entspanne. Diese Ruhe will ich mitnehmen können.
Ich bin fertig. Alle sind weg. Auch die Sonne. Ich habe währenddem malen die Zeit vergessen und nichts mehr um mich wahrgenommen. Obwohl ich nicht zum ersten Mal allein war, fühlte ich mich sehr einsam und verlassen. Ob es daran liegt, dass ich im fernen Land auch einsam sein werde? Vielleicht versuche ich gerade unbewusst mich darauf vorzubereiten, denn ein schönes Gefühl war es nicht. Bevor ich ging, lief ich noch einmal durch den Teich. Er war kalt. Ich spürte nur noch Kälte und Einsamkeit. Ich fühle mich verlassen. Von Allen.
Ich habe Heimweh, schon jetzt, bevor ich überhaupt gegangen bin.
Nun, wie gesagt sitze ich hier und überlege, wo ich anfangen soll. Soll ich mit dem Teich, der die Umgebung glasklar spiegelt, anfangen? Vielleicht lieber mit den Bäumen, die mich umzäunen? Oder mit der Wiese, die die Hirten mit ihren Schafen und Kühen durchqueren? Oder doch besser mit dem blauen Himmel, der wegen dem Sonnenuntergang, leicht rötlich verfärbt zu sein scheint?
Ich will es perfekt haben. Am Ende soll ich im fernen Land darauf schauen können und alle Gefühle, die ich mit dieser elysischen Landschaft verbinde, sollen mir auf natürliche Weise aufkommen. Ich werde ins Schwedische Reich versetzt, um dort meine Ausbildung zu beenden. Das heisst, ich werde 3 volle Jahre dort sein, ohne hierher zurückkehren zu können. Nächste Woche muss ich auch schon los. Es ist bereits jetzt ein unerträgliches Leid, wenn ich nur daran denken muss, mich von meiner Heimat, meinem Zuhause, trennen zu müssen.
Ich fange mit den beiden jungen Männern an, die auf dem abgefallenen Baumstamm sitzen. Der Eine zeichnet konzentriert die Landschaft auf. Ob er auch bald gehen muss? Wer weiss, möglicherweise bin ich auch auf seiner Zeichnung, so wie er auf meiner. Der andere schaut ihm gebannt zu. Er scheint fasziniert von der Schönheit der Kunst zu sein. Ich habe gesehen, wie sich der Zuschauer leise an den gegenüber sitzenden Künstler herangeschlichen hat. Für mich sah es so aus, als hätte er ihn umbringen wollen, denn auf seinem Weg hielt er die Spitze der Lanze in Richtung Körper des in seine Zeichnung vertieften Mannes. Er war so vertieft, dass er die Schritte des anderen gar nicht bemerkte. Der sich annähernde Mann blieb jedoch beim Anblick der Zeichnung stehen, kniete sich leise hin und beobachtete das Vorgehen des Künstlers. Naja, wie es scheint, kann Kunst Leben retten ...
Ich entschied mich, den Zuschauer in roter Kleidung darzustellen, wegen dem roten Blut, das an seinen Händen hätte kleben können, hätte er seinen Plan zu Ende geführt. Für den konzentrierten Zeichner wählte ich schwarz. Er wäre beinahe erstochen worden, was zu Trauer geführt hätte. Sein Schal ist rot, das gleiche rot wie die Kleidung des Angreifers, als wäre es sein Schal.
Als Nächstes fing ich an, den Teich zu schraffieren. Für mich war der Teich, das schönste vom Ganzen. Es war mir wichtig ihn leicht hervorzuheben. Nicht zu offensichtlich.
Um den Teich zu vervollständigen, begann ich mit den Hirten, ihren Schafen und Kühen. Diese spiegelte mein Teich wieder. Bei genauem Hinsehen sah ich eine Frau, die auf einem Felsen sass, vermutlich pflückte sie Kräuter. Was viele nicht wissen, die Wiese hier hat viele Heilkräuter, was vor allem ältere Damen anzog.
Der Hirt hatte heute zum ersten Mal seine jüngste Tochter dabei, das Mädchen im blauen Kleid. Mir kam es so vor, als würde sie zum ersten Mal auf einem Pferd reiten. Alle paar Meter musste ihr Vater ihr aufhelfen, weil sie kurz davor war runterzufallen. Seine ältere Tochter habe ich schon abgebildet. Sie läuft mit den Tieren im Teich durch. Ich bekomme direkt Lust aufzuhören und im Wasser durchzulaufen. Zu dieser Zeit hat es nämlich die beste Temperatur. Wegen der Sonne ist es nicht zu heiss, aber auch nicht kalt. Einfach perfekt. Jeden Abend, bevor ich nachhause ging, lief ich da durch. Es ist ein wiederbelebendes Gefühl. Ich fühle dann mich vom Teich behütet. Ich wurde wieder traurig. Dieses schmerzende Gefühl der Sehnsucht wird mich noch umbringen. Ob es dort auch einen Teich hat, der genauso perfekt ist? Ich versuchte die junge Dame so gut wie möglich in die Mitte meines Werkes abzubilden, um immer zuerst auf sie zu blicken und so dieses unvergleichliche Gefühl, im makellosen Gewässer zu laufen, in mir aufzuwecken.
Ich schüttle meine Gedanken ab und mache weiter. Die Versatzstücke römisch-antiker Architektur bewundere ich gerne von Weitem. Aus der Nähe kriegt man nicht den vollen Blick auf solche Meisterwerke. Ich rede aus Erfahrung, denn ich war mal dort drinnen. Es ist kalt, verlassen, anders als von Weitem, auch nicht einladend.
Grob skizzierte ich auch das Dorf vorne, indem ich selbst lebe. Dahinter hat man einen traumhaften Blick auf das Meer.
Bedeutsam war für mich die Sonne, die man nicht direkt sehen sollte, von der man aber weiss, dass sie noch scheint. Das stimmungsvolle Licht der sich ankündigenden Dämmerung soll das gesamte Geschehen in eine gelöste Ruhe versetzen. Die Ruhe, die ich spüre, wenn ich mich hier entspanne. Diese Ruhe will ich mitnehmen können.
Ich bin fertig. Alle sind weg. Auch die Sonne. Ich habe währenddem malen die Zeit vergessen und nichts mehr um mich wahrgenommen. Obwohl ich nicht zum ersten Mal allein war, fühlte ich mich sehr einsam und verlassen. Ob es daran liegt, dass ich im fernen Land auch einsam sein werde? Vielleicht versuche ich gerade unbewusst mich darauf vorzubereiten, denn ein schönes Gefühl war es nicht. Bevor ich ging, lief ich noch einmal durch den Teich. Er war kalt. Ich spürte nur noch Kälte und Einsamkeit. Ich fühle mich verlassen. Von Allen.
Ich habe Heimweh, schon jetzt, bevor ich überhaupt gegangen bin.